Der 26. Februar 2015 war ein wichtiger Tag für die Hochschullandschaft Schweiz. An diesem Tag hat sich die Hochschulkonferenz zum ersten Mal getroffen und sich konstituiert. Die neuen Strukturen bauen auf dem Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz HFKG und der Vereinbarung zwischen dem Bund und den Kantonen über die Zusammenarbeit im Hochschulbereich ZSAV auf. Die Frage, die sich stellt: Packen die Akteure die Chancen, die mit den neuen Strukturen vorgegeben werden?
Für Travail.Suisse ist klar: Die neuen Strukturen, die durch das HFKG und die ZSAV geschaffen wurden, bieten verschiedene Chancen. Kritiker warnen zwar, dass die Komplexität der Organstrukturen zu hoch sei. Die Chancen auf Verbesserungen gegenüber dem heutigen System seien daher nicht gegeben. Travail.Suisse ist jedoch anderer Meinung. Die neuen Strukturen beinhalten ein klares Verbesserungspotential, das allerdings gepackt werden muss. Auf drei wichtige Chancen sei hier hingewiesen:
1. Die neuen Strukturen ermöglichen eine gesamtheitliche Sicht auf den Hochschulbereich
Bisher war die Hochschullandschaft aufgesplittert in verschiedene Gremien, die sich mit je einem Hochschultyp beschäftigten. Diese Aufsplittung wurde aufgehoben. Hochschulpolitische Diskussionen werden nun in Gremien wie etwa der Hochschul- oder der Rektorenkonferenz geführt, in denen alle Hochschultypen präsent sind. Dies sollte positive Auswirkungen in Bezug auf die Vorbereitung von Entscheidungen wie auch auf die Entscheidungen selber haben.
2. Neu haben alle Kantone Zugang zur Hochschulkonferenz
Von der Hochschulpolitik sind alle Kantone mindestens über die interkantonalen Finanzierungsvereinbarungen betroffen. Bisher war es nicht für alle Kantone möglich, in den entsprechenden Gremien, die sich zum Beispiel mit Fragen der Universitäten oder Fachhochschulen beschäftigten, präsent zu sein. Neu sind alle Kantone mindestens ins Plenum der Hochschulkonferenz integriert und haben dort die Möglichkeit, ihre Anliegen einzubringen. Das ist ein realer Fortschritt gegenüber dem heutigen System.
3. Der Blick auf das gesamte Bildungssystem ist möglich
Die Hochschulen bilden nur einen Teil des Bildungssystems der Schweiz. Aus Sicht von Travail.Suisse ist es wichtig, dass bei hochschulpolitischen Entscheidungen immer auch die Auswirkungen auf die anderen Bildungsbereiche und den Arbeitsmarkt berücksichtigt werden. Dies wird einerseits durch Regierungsrät/innen ermöglicht, die in ihren Kantonen auch für die anderen Bildungsbereiche (z.B. berufliche Grundbildung, Höhere Berufsbildung) verantwortlich sind, andererseits aber auch durch die vier Vertreter/innen der Arbeitswelt.
Travail.Suisse setzt alle Hoffnungen darauf, dass die Hochschulkonferenz wie auch die Rektorenkonferenz diese Chancen packt und zugunsten einer zukunftsfähigen Bildungslandschaft Schweiz nutzt.
Bruno Weber-Gobet, Leiter Bildungspolitik Travail.Suisse